Auf den Straßen der Antike

08.12.2013 CJD Christophorusschulen Berchtesgaden « zur Übersicht

Wie bereits die letzten Jahre bot auch heuer der Fachbereich Latein für die Oberstufe des Gymnasiums der CJD Christophorusschulen eine Studienfahrt zu antiken Stätten in Italien an. Im Rahmen eines Projekt-Seminars hatten die Teilnehmer in diesem Jahr eigenständig eine Reise an den Golf von Neapel geplant und organisiert, die sie in Begleitung ihrer Lehrkräfte Frau Gramlich und Oberstudienrat Hans-Peter Hoffmann durchführten. Nach einer langen Nachtfahrt brachte uns der Reisebus über endlos scheinende kurvige Wege zu einem traumhaft gelegenen Campingdorf im südlichen Teil der Halbinsel Sorrent.

Einem typisch süßen italienischen Frühstück folgte am nächsten Tag gleich der erste Programmpunkt: Pompeji. Der für diese Region ungewöhnlich stark einsetzende Regen, den wir anfangs noch trocken aus dem Bus heraus beobachten konnten, sollte uns leider später noch zum Verhängnis werden. Vor dem im 7. Jhd. v. Chr. gegründeten Pompeji angekommen, gelangten wir, vom Regen kurzzeitig verschont, durch den Hintereingang auf das 44 Hektar große Territorium, welches die aktuell größte zusammenhängende Stadtruine der Welt darstellt. Dieses gigantische Ausmaß der Ausgrabungsstätte wurde uns erstmals im berüchtigten Amphitheater bewusst. Beeindruckt von der gebotenen Kulisse informierten die Referenten Sebastian Hladik und Jenny Reinold ihre Mitschüler über die ersten geschichtlichen Eckdaten der damals so glanzvollen Stadt, welche circa acht- bis zehntausend Bürgern ein zu Hause bot. Da 62 n. Chr. ein schweres Erdbeben die Stadt größtenteils zerstört hatte und einige Restaurationsarbeiten bis zum Vesuvausbruch und damit dem Untergang Pompejis 79. n. Chr. noch nicht abgeschlossen waren, sind heutzutage viele Bauten aus griechischer sowie römischer Belagerungszeit leider unvollständig vorzufinden. Hinzu kommt, dass gegen den kontinuierlichen Zerfall der Ausgrabungen permanent angekämpft werden muss. Auf unserer Runde, vorbei am Haus des Fauns über die „Stabianer-Thermen“ kamen wir schließlich zum „Forum Triangolare“. Aufgrund des wieder einsetzenden sintflutartigen Regens ähnelte die gesamte Anlage inzwischen eher dem untergegangenen, sagenumwobenen Atlantis als einer 1500 Jahre lang unter einer bis zu 25 Meter hohen Bimssteinschicht begrabenen antiken Weltwirtschaftsstadt. Vorbei am Venus-Tempel, verließen wir schließlich das 1997 von der UNESCO erklärte Weltkulturerbe.

Am Nachmittag ging es weiter zum Vesuv. Schon zu Beginn des Aufstiegs genossen wir, bei mittlerweile trockenem Wetter, das eindrucksvolle Panorama auf Neapel und das Meer. Der Blick in den Krater ist überwältigend, vor allem, wenn man sich dem Rand nähert und die aufsteigenden Schwefelgase aus nächster Nähe beobachten darf. Mit dem unbeschreiblichen Gefühl, soeben einen der gefährlichsten Vulkane bestiegen zu haben, machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Anlage, auf einen äußerst interessanten und informativen Tag zurückblickend.

Am Mittwochmorgen fuhren wir bei schönstem Sonnenschein zu den „Campi flegrei“. Die Griechen nannten das Vulkangebiet „die brennenden Felder“, und so heißt es bis heute. Bereits einige Entfernung davor hing der unangenehme Geruch von Schwefel in der Luft. Ziel unserer Exkursion war der ruhende Vulkan „Solfatara“. Dieser liegt ca. 10 Kilometer westlich von Neapel, im Golf von Pozzuoli und ist einer der insgesamt 40 Einzelvulkanen der Phlegräischen Felder. Im Krater war die Tatsache, dass wir uns auf einem Vulkan befanden, deutlich spürbar: Temperaturen von bis zu 160oC, aufsteigender Rauch, stinkende Schwefeldämpfe und gelb gefärbtes Gestein. Es handelt sich um das Epizentrum für zyklisch auftretende, seismische Anhebungen und Absenkungen des Territoriums, und Forscher vermuten, ein Ausbruch der Phlegräischen Felder hätte eine weitaus größere Zerstörungsintensität als die Eruption des Vesuvs. In der Antike war man davon überzeugt, es sei der Eingang zur Unterwelt. Es braucht nicht viel Fantasie, um an die einstigen Mythen der Römer und Griechen zu glauben, angesichts der zischenden Dämpfe. Bis ins 18. Jahrhundert wurde das Gebiet wegen seiner Quellen, der natürlichen Saunagrotten und Heilschlämme von „Wellnessbegeisterten“ als Thermalbad geschätzt, und auch heute noch nutzt man die schwefeligen Dämpfe zur Heilung von Atemwegserkrankungen und der kochende Schlamm (Fango) gilt als ausgezeichnetes Mittel gegen Rheuma. Ein Stadtrundgang durch Neapel sollte das Programm dieses Tages beenden. Ausgangspunkt war das im 13. Jahrhundert erbaute „Castel Nuovo“, in dem sich der prunkvolle „Sala dei Baroni“ befindet und welches heutzutage Sitz des Stadtrats ist. Das „Teatro San Carlo“ sowie die „Galleria Umberto I.“, ein großes und stilvoll errichtetes Einkaufszentrum mit sehr hohen Decken und einer mittig platzierten Glaskuppel, lagen auf unserem Weg, bevor wir uns in das pulsierende Leben einer der großen, breitgebauten und langen Hauptstraßen der Metropole begaben.

Unser letzter Tag führte uns von Sorrent aus mit der Fähre auf die wunderschöne Insel Capri – teuer war’s, windig war`s und übervölkert. Die im Golf von Neapel liegende Insel ist etwa 6 km lang und 2,5 km breit und besteht aus den zwei Ortschaften Capri und Anacapri. Durch kleine, enge Gässchen gelangten wir u.a. zur Certosa di San Giacomo und zu den „Giardini di Augusto“, die uns einen atemberaubenden Blick auf die Wahrzeichen Capris boten: die „Faraglioni“-Klippen im tiefblauen Wasser. Zurück in Sorrent, nutzten wir die verbleibende Zeit, um durch die Souvenirläden zu flanieren. Dort gab es Zitronen, Limoncello, Gewürze, Tücher, Bilder, Taschen und vieles mehr.

Am Freitagmorgen hieß es Abschied nehmen von Campanien und dem Meer. Unser Fazit: Das nicht immer optimale Wetter wurde durch den historischen Zauber der Besichtigungsorte und die gute Laune der Reisenden leicht ausgeglichen, was die gemeinsame Reise für alle Teilnehmer zu einem vollen Erfolg werden ließ.